1. Wann ist man eigentlich kein Kind mehr?
Die einfache Antwort wäre: mit 12. Oder 14. Oder wenn man nicht mehr auf Bäume klettert.
Aber ganz ehrlich: So einfach ist das nicht.
Denn jedes Kind wächst anders. Und zwar nicht nur in der Schuhgröße.
Im Fußballtraining sprechen wir ständig von „kindgerecht“.
Doch was ist „kindgerecht“ für einen sensiblen, 12-jährigen Strategen –
und was für einen wilden, 9-jährigen Turbo-Zwerg mit Tornadoenergie?
2. Wahrnehmung – wie Kinder die Welt (und das Spiel) sehen
Kinder nehmen anders wahr als Erwachsene:
- Geringere Blickspanne – sie sehen weniger auf einmal
- Weniger Antizipation – sie leben im Jetzt
- Emotional gefiltert – Stimmung beeinflusst Entscheidung
- Weniger logisch, mehr intuitiv – das Spielgefühl zählt oft mehr als der Plan
Ein 8-Jähriger denkt nicht: „Ich ziehe den Gegner raus, um Raum zu schaffen.“
Er denkt: „Da ist Platz. Da geh ich hin.“
Und das ist auch gut so.
3. Körper und Geist – Reifegrade im Überblick
🧠 Geistige Entwicklung
- 7–9 Jahre: Welt dreht sich noch um sie selbst. Viel Fantasie, wenig Struktur.
- 10–12 Jahre: Erste Spielideen entstehen, Verständnis für Regeln & Gruppen wächst. Goldenes Lernalter
- 13–14 Jahre: Abstrakteres Denken wird möglich – auch taktisch.
- 15+ Jahre: Kopf und Körper sprechen langsam dieselbe Sprache (meistens).
🦵 Körperliche Entwicklung
- Die Unterschiede können riesig sein:
Ein 12-Jähriger kann wie 9 wirken – oder wie 14. - Pubertät startet irgendwo zwischen 10 und 15 – hormonell wird’s wild.
- Koordination? Mal himmlisch, mal Slalom mit Betonfüßen.
📝Allgemeine und fußballerische Einteilung in Altersklassen

🧠Spektrum der Reife Körper und Geist

Kleines Beispiel: Körper eines 10 Jährigen und das Gehirn eines 8 Jährigen oder anders herum.
4. Was das fürs Training bedeutet
👉 Trainiere die, die vor dir stehen – nicht ihr biologisches Alter.
👉 Beobachte: Wer denkt schon wie ein kleiner Stratege? Wer braucht noch bunte Hütchen und jede Menge Chaos?
👉 Akzeptiere Unterschiede. Der „Stärkste“ ist nicht unbedingt der „reifste“.
👉 Gestalte flexibel: gleiche Übung, mehrere Schwierigkeitsgrade.
👉 Halte Rituale einfach – und gib Raum für Spontanes.
5. Typische Reife-Fallen im Kindertraining
- Zu komplexe Übungen: Wenn du es drei Mal erklären musst, ist es zu schwer. Denkt an den 3-sec-Test
- Zu viel Taktik zu früh: Lass Kinder erstmal spielen, bevor sie verstehen.
- Erwachsenenkommunikation: Ironie? Lange Monologe? Nee, lass mal.
- Gleichbehandlung vs. individuelle Förderung: Unterschiedlich behandeln ist fair – wenn es zum Kind passt.
6. Fazit: Kind ist nicht gleich Kind
Jedes Kind ist anders.
Beachte: Jeder kann etwas besonders gut. Finde es heraus.
Im Training heißt das:
🔁 Beobachten – was funktioniert, was muß ich ändern
🎯 Anpassen – ein guter Trainer hat immer Plan B, C und D im Kopf
🎨 Gestalten – vom Bekannten zum Unbekannten, vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplexen
💬 Sprechen – stellt Fragen
❤️ Verstehen – zuhören
Und ja – manchmal auch: Loslassen und einfach Fußball spielen lassen.